Im alten Stadtkern von Perpignan in Südfrankreich leben seit dem 18. Jahrhundert katalanischsprachige Gitanos. Doch jetzt werden ihre Eigentumshäuser enteignet und abgerissen, die Menschen werden verdrängt: Sie sollen Platz machen für ein neues 100.000.000-Euro-teueres Bauvorhaben. Das nennen wir #Antiziganismus pur – der direkt vor unseren Augen im Westeuropa des 21. Jahrhundert passiert.
„Angst vor der Abrissbirne“ (ZDF)
D 2019, 31 Min., auf Arte verfügbar bis 2.4.2019
ARTE: Im mittelalterlichen Stadtzentrum von Perpignan, Südfrankreich, leben seit über 100 Jahren französische Sinti (Anm. d. Red.: tatsächlich handelt es sich um katalanischsprachige Gitanos, die bereits seit dem 18. Jh. hier ansässig sind, siehe unten). Diese innerstädtische Gemeinde ist in Westeuropa einzigartig. Doch ein Bauvorhaben der Stadtverwaltung droht, die Sinti von dort zu verdrängen.
Nur wenige Schritte von der Fußgängerzone Perpignans mit ihren hübschen Boutiquen und schicken Restaurants entfernt, beginnt eine andere Welt. Im Stadtteil Saint-Jacques leben die Sinti nach ihren eigenen Regeln und Traditionen. Die Stadtverwaltung will dem nun ein Ende setzen. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung haben die Behörden damit begonnen, ein massives Sanierungsprogramm durchzuführen. Der Bürgermeister spricht von einer einmaligen Chance für das Viertel und seine Einwohner. Doch die Sinti befürchten, dass sie vertrieben werden sollen. Über 50 alte Häuser wurden bereits abgerissen. Ihre Einwohner mussten Saint-Jacques größtenteils verlassen. Alain „Nounours“ Gimenez ist in dem Stadtteil aufgewachsen. Zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter hat er die Abrissbagger im Sommer vorerst aus dem Viertel vertrieben. Seitdem liegen die Arbeiten brach, die Sanierung wurde zu einem nationalem Politikum. Nounours und seine Mitstreiter haben sich Denkmalschützer und Architekten als Verbündete gesucht und den Kampf gegen die Umvbaupläne aufgenommen. Können sie ihr Viertel vor dem Abriss bewahren?
*) Anm. der dROMa-Red.: Die katalanischen Gitanos von Perpignan kamen bereits gegen Ende des 18. Jh. aus Spanien nach Frankreich und sprechen bis heute einen altertümlichen katalanischen Dialekt (u.a. mit Caló- bzw. Romani-Elementen). Katalanischsprachige Gitano-Communitys gibt es in zahlreichen französischen Städten, bei weitem nicht nur im französischen „Nordkatalonien“. Landesweit gibt es über 150 solcher Gemeinden, so der Wissenschaftler und Buchautor Eugeni Casanova (hier eine Karte).
Source: www.roma-service.at/dromablog